Eine unendliche Geschichte – Die Zugehörigkeit des Islams zur deutschen Gesellschaft

Seit mehreren Jahren geistert diese Frage durch die deutsche Politik- und Medienlandschaft, viele Menschen haben sich an eine Lösung getraut, einige mehr andere weniger erfolgreich. Doch egal zu welchem Schluss all diese Personen kamen, die Frage blieb letztendlich immer die gleiche: Gehört der Islam zu Deutschland?

Vielleicht sollte die Frage viel wissenschaftlicher und präziser gestellt werden: Welcher »Islam« soll, kann und darf eigentlich zu Deutschland gehören? Denn immerhin gibt es nicht »den« Islam, sondern viele verschiedene Ausprägungen und Richtungen.

Der emeritierte Politikwissenschaftler Bassam Tibi ist der Meinung, dass der »Euro-Islam« gescheitert sei, also die Vorstellung einer liberal-islamischen Strömung, die problemlos mit dem deutschen Grundgesetz und der Religionsfreiheit zu vereinbaren ist. Dazu schreibt er in einem Gastkommentar in der WELT (08.05.16):

»Als Syrer aus Damaskus lebe ich seit 1962 in Deutschland, und ich weiß: Patriarchalisch gesinnte Männer aus einer frauenfeindlichen Kultur lassen sich nicht integrieren. Ein europäischer, ziviler Islam, den die Islamfunktionäre hierzulande als Euro-Islam ablehnen, wäre die Alternative. Zurzeit ist er chancenlos. Mein Lehrer Max Horkheimer hat Europa als „Insel der Freiheit im Ozean der Gewaltherrschaft“ bezeichnet. Diese Freiheit sehe ich heute gefährdet.«

Sobald das Thema »Islam und Deutschland« in der Gesellschaft behandelt wird und die allseits bekannte Frage in Talkshows, Debatten und Podiumsdiskussionen gestellt wird, reagieren die Gemüter verschiedener Meinungen und Richtungen über. Die eine extreme Gruppe meint, dass doch Terror und Islamismus nichts mit »dem« Islam zutun hätte, wobei die andere Gruppe gar behauptet, dass Muslime und ihre Religion in Deutschland »nichts zu suchen hätten«. Natürlich gehören muslimische Mitbürger zur Bundesrepublik Deutschland und zu dieser heterogenen und vor allem multikulturellen Gesellschaft, doch auch, oder besonders muslimische Mitmenschen müssen sich endlich verstärkt in diese Debatte einwerfen und dabei helfen, dass der Islam als normale und vor allem liberal-säkulare Religion etabliert werden kann. Aussagen, wie »Das hat mit dem Islam nichts zutun!«, oder »Das sind keine Muslime (gemeint werden Salafisten, oder andere muslimische Radikale)!«, sind dabei kontraproduktiv, ja sogar verträumter Blödsinn. Viele islamische Strömungen haben einen gemeinsamen Kernpunkt und eben das sind Gewaltpassagen im Qur’an und der Sunna, die so nicht mit der humanistischen und säkularen Welt Europas konform gehen können.

Dem ewigen Argument der muslimischen Verbände und vieler Sympathisanten, der Terror habe mit dem Islam nichts zutun, stellt Michael Wolffsohn in der TV-Sendung „hart aber fair“ am 11. April 2016 im Ersten klar, dass der Terror seine Wurzeln sehr wohl in der Religion besitzt:

»Gerade die heiligen Schriften und ihre buchstäbliche Auslegung sind das Problem. Eine kritische Interpretation der Quellen, wie das Christentum sie mit der Reformation oder das Judentum durch rabbinische Texte erfahren haben, hat der Islam in diesem Maße noch nicht erfahren. Deshalb ist es ein Unterschied, ob im Alten Testament das Niederbrennen irgendeines seit 2400 Jahren untergegangenen mesopotamischen Königreichs oder im Koran der Kampf gegen die – durchaus noch existierenden – Juden gefordert wird.«

Auch der renommierte deutsch-libanesische Prof. Dr. Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster schreibt dazu in der Zeit Geschichte (2/2016):

»Viele Muslime distanzieren sich zwar davon (bezogen auf die Definition von Dschihad als Heiliger Krieg), mit dem Hinweis, das habe nichts mit dem Islam zutun, jedoch ohne sich ernsthaft mit den Argumenten des IS und anderer Extremisten auseinanderzusetzen. Sie verkennen, dass das Problem tief in der islamischen Tradition verwurzelt ist.«

Ein recht großes Problem im Bezug auf die Beantwortung der Frage »Gehört der Islam zu Deutschland?«, sind radikalisierte muslimische Jugendliche – eben die wichtigsten Fußsoldaten des Islamischen Staates.

Vor allem Jugendliche mit Immigrationshintergrund aus dem westlichen Europa (Frankreich, Großbritannien, den Beneluxländern und Deutschland) und ihren Brennpunkten, bilden den Kern der Anhängerschaft des Islamischen Staates. Durch islamistische Scharfmacher in Moscheen und Jugendtreffs, oder während der sogenannten »Street Dawa«, werden diese jungen Menschen zu hörigen Soldaten des Kalifats in Syrien und dem Irak erzogen. Der deutsch-israelische Psychologe Achmad Mansour nennt diese jugendliche Gruppierung unter muslimischen Jugendlichen »Generation Allah«, eben genau die Art von Jugendlichen, die nur noch im fundamentalistischen Islam ihre Lebenserfüllung finden. Der Weg von einer radikalen Moscheegemeinde bis zum Kriegsgebiet Syrien unter der schwarzen Flagge des IS, oder der Schahāda, ist fließend.

Es muss eine konsequente Intervention im Hinblick auf muslimische Jugendlichen, ihre Religionsvorstellung und ihre patriachale Familienstruktur folgen, damit man Herr dieser Lage werden kann. Muslimische Jugendliche machen vor allem die nicht-muslimische Umwelt, das deutsche, oder europäisch-westliche Staatgefüge und eben auch das Judentum als »Strippenzieher« allen »Bösen« im Nahen Osten für die Probleme der islamischen Welt, aber besonders für ihr eigenes Versagen verantwortlich.

Voraussetzung für eine solche Liberalisierung und Integration des Islams in Deutschland, ist, dass Muslime die wissenschaftliche Islamkritik (das gilt selbstverständlich nicht für beleidigende Hetzkampagnen und unseriöse Islam-Diffamierungen, wie man sie bei der AfD, oder der PEGIDA oft antrifft) als durch das Grundgesetz gegebene Freiheit respektieren.

Sobald der Islam in irgendeiner Art und Weise vermeintlicher Kritik ausgesetzt wird, springen unzählige Muslime und nicht-muslische Sympathisanten in die Runde. Dabei wird leider eins ziemlich deutlich, denn der Islam, sowie viele Muslime, sind noch nicht bereit Kritik zeitgemäß zu akzeptieren.

Das folgende Beispiel zeigt, wie muslimische Jugendliche im Bezug auf Islamkritik, Judentum und Grundgesetze leider zu argumentieren wissen:

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Theologische Antwort auf die Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 7. August 2016 (Lk 12,32-40) – »Fürchtet euch nicht!«

Ein theologisch interessanter Ansatz, der zum weiteren Nachdenken anregt.

Mein Gedanke ist, dass es nicht die eigentliche Angst vor dem Tod ist, die den Menschen umtreibt, immerhin ist das Ende die Normalität für jedes von G’tt geschaffene Wesen, es ist die Art des Sterbens, welches uns Menschen ängstigt. Es ist ein unterschied, ob ein Greis, der sein Leben gut und lange auskosten konnte in einem Bett diese Welt verlässt, oder ein junger Mensch durch eine Autobombe, oder vielleicht sogar unter Folter mit schweren Verletzungen und mit grässlichen Schmerzen, dahin scheidet.

Die Worte Yeshua‘ in Lk 12,32-40 versichert dem Gläubigen, dass sich HaShem, der Ewige, sich um seine Herde kümmern wird, egal was passieren mag, aber dennoch kann selbst der Ewige und sein Versprechen uns nicht gänzlich die Angst nehmen; die Angst bleibt für jedes Wesen fester Bestandteil, so wie Sie es auch geschrieben haben. Traurige Gewissheit und nackte Angst haben auch die Menschen während der Shoah gehabt, als sie auf der Rampe in Auschwitz, oder in anderen Konzentrationslagern in das Gas geschickt wurden. Unter diesen Menschen waren normale Gläubige, Rabbiner und auch Atheisten, aber alle teilten sich diese menschliche Angst, die weder HaShem, noch jemand anders ihnen hätten nehmen können. Da erzeugen die Berichte über gläubige Juden, die noch in der Gaskammer das Shema Jisrael (»Höre Jisrael, der Ewige ist unser G’tt; der Ewige ist eins!«) rezitierten eine Gänsehaut, denn der Glaube an das Versprechen des Ewigen uns nicht im Stich zu lassen, hielt bis in den Tod; ähnliche Berichte gibt es auch über Christinnen und Christen, die während der NS-Herrschaft ermordet wurden.

Natürlich ist in der heutigen Zeit, wenn man an Terror und Verfolgung, besonders von Christen im Nahen Osten (Syrien, der Irak und in anderen muslimischen Ländern) denkt, Angst ein zweischneidiges Schwert, denn Angst ist, wie Hass auch, ein gefährlicher Ratgeber. Wir dürfen unsere Objektivität nicht durch Angst und Verzweiflung trüben lassen, denn dann machen wir uns anfällig für Kurzschlussreaktionen, wie eben der oben genannte Hass.

In diesem Kontext hat Yeshua recht, wenn er auf den himmlischen Schutz durch den Ewigen verweist, denn G’tt lässt keinen seiner Schäfchen, weder Juden, noch Christen, im Regen stehen, wenn es zum Ende hingeht. Wir können nur beten, wenn die unsere Zeit abgelaufen ist, dass wir in Frieden und möglichst schmerzfrei diese Welt verlassen.

Schalom

Hier der Link zu den Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 7. August  2016 (Lk 12,32-40) – »Fürchtet euch nicht!«

http://www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/christ/bibel/gedankenzumevangelium/article/51622.html

Die Homosexualität und der Islam – Gelebter Hass und Auftrag zur Gewalt

Am frühen Sonntagmorgen stürmt ein Mann den LGBT-Nachtclub Pulse in Orlando (Florida). Bei diesem Terroranschlag sterben 49 Menschen, 50 weitere Menschen werden verletzt. Der Attentäter Omar Mateen wird von der Polizei erschossen. Danach bleiben vor allem die Fragen zur möglichen Motivation des Täters. Mit großer Gewissheit muss man sagen, dass Mateen ein radikalisierter Muslim war und möglicherweise Verbindungen zum Islamischen Staat unterhielt. Die meisten deutschsprachigen Medien aber fabulieren immer noch über mögliche psychische Instabilität. Dadurch macht man wieder den Terroristen zu einem Täter, der gleichzeitig auch »Opfer« war, nämlich Opfer einer psychischen Erkrankung. Aber damit werden die Hintergründe des Anschlags von Orlando nur simplifiziert, man umgeht gezielt die Problemstellung.

Man muss sich dem Problem klar und offen stellen, nämlich der Tatsache, dass vor allem der gelebte Islam für viele Gläubige eine homophobe Lebensweise voraussetzt. Natürlich wirkt so ein Statement für viele AfD-PEGIDA-Gegner wie ein Bekennerschreiben an den momentanen rechten Populismus in Deutschland. Doch gerade bei der Negierung der Probleme des gelebten Islams, überlassen wir die Ursachenforschung und »Konfliktbeweltigung« den rechten Anhängern der oben genannten Gruppierungen und das ist schlecht!

(14) Und wenn einige euerer Frauen eine Hurerei begehen, dann ruft vier von euch als Zeugen gegen sie auf; bezeugen sie es, dann schließt sie in die Häuser ein, bis der Tod sie ereilt oder Allah ihnen einen Ausweg gibt. (15) Und wenn zwei von euch (Männern) es begehen, dann fügt ihnen Übel zu. Wenn sie (aber) umkehren und sich bessern, dann lasst ab von ihnen; denn Allah ist Gnädig und Barmherzig. 

 

Sura 4 An-Nisa‘, 14 – 15

Natürlich kann man Stellen aus der hebräischen Bibel (dem Tanach) und dem Neuen Testament nehmen, die belegen, dass die Homosexualität auch in Juden- und Christentum zu den biblischen »Sünden« gehören und deshalb kategorisch abgelehnt werden müsste. Doch mit diesem Vorgehen würden wir einen entscheidenden Fehler machen, nämlich ignorieren, dass nur innerhalb der muslimischen Welt religiöse Ablehnung und Hass in Gewalt umschlägt. Es geht auch nicht wirklich um entscheidende Texte in Koran und Bibel, sondern darum, wie der Gläubige die Aufgabe, diesen »göttlichen Auftrag«, annimmt gegen diese »Sünde« und den »Sünder» vorzugehen.

In der theokratischen Autokratie Republik Iran werden Homosexuelle zu langen Haftstrafen, Folter und zum dem Tod am Baukran verurteilt. In Saudi-Arabien, dem Geburtsland des Islams, wird Homosexualität brutal verfolgt und mit dem Tod geahndet . Auch die Araber in den arabischen Autonomiegebieten (Judea, Samaria und Gaza), die immer wieder gerne von den antisemitischen BDS-Gruppen verteidigt werden, verfolgen Homosexuelle. Besonders aus Gaza fliehen viele homosexuelle Araber in den liberalen Nachbarstaat Israel (Tel Aviv gilt als die »Gay Pride« Hauptstadt des Nahen Ostens). Das beliebte Urlaubsziel Türkei gilt zwar als »liberalstes« Land unter den muslimischen Staaten (Homosexualität ist seit 1852 kein Straftatbestand mehr), doch wirklich sicher sind auch dort Homosexuelle nicht.

Man muss innerhalb dieser Debatte akzeptieren können, dass die Homosexualität in fast allen muslimischen Ländern nicht nur tabuisiert, sondern brutal verfolgt und verurteilt wird. Der koranische Befehl im Bezug auf den »Sünder«ist eindeutig: »und wenn zwei von euch (Männern) es begehen, dann fügt ihnen Übel zu.«, und lässt keinen Raum für Interpretationen. Die Homosexualität und der bekennende Homosexuelle sind Feinde der religiösen Gemeinschaft und gehören ausgesondert, dass bedeutet in vielen muslimischen Gesellschaftsformen und Staaten den Tod.

Aus diesem Grund ist die immer gleiche Phrase:»Das hat nichts mit dem Islam zutun!«, sowohl für den liberalen Islam, als auch für die vielen liberalen Muslime schädlich.

Der bekannte ägyptisch-deutsche Politikwissenschaftler und Autor Hamed Abdel-Samad äußerte sich wie folgt auf seiner Facebook-Seite:

Wer diese Tatsachen ausblendet um Muslime vor Generalverdacht zu schützen, trägt nicht zur Lösung des Gewaltproblems bei, und verhindert dass die Quelle des Hasses effektiv bekämpft wird. Das lässt die Spirale der Gewalt weiter eskalieren und am Ende verlieren auch die Muslime!
Also sind die Kritiker des Islam langfristig die wahren Freude der Muslime, und die Beschwichter sind nur sanfte Rassisten, die Muslimen nicht zutrauen, die hausgemachten Probleme selbst lösen zu können!

Auch in Deutschland müssen Menschen, die Muslime vor dem Generalverdacht schützen wollen, akzeptieren, dass sich islamisch religiös motivierte Gewalt besonders gegen Gruppierungen richtet, wie Juden, Christen und eben auch Schwule. Dafür muss eine gemeinsam eine Lösung gefunden werden, damit ein Zusammenleben auch in Zukunft weitaus friedlich verlaufen kann.

Die AfD, PEGIDA und die Christen – Eine unheilige Allianz I: Die Pius-Bruderschaft

Heute beginnt der 100. deutsche Katholikentag im eigentlich atheistisch dominierten Leipzig. Von den 570.000 Einwohnern der größten Stadt im Freistaat Sachsen sind nur 20% überhaupt Christen, davon nur 4,3% Katholiken.

Ist das nicht komisch, besonders wenn man an die LEGIDA- und PEGIDA-Aufmärsche denkt?

An jedem Montag treffen sich »stolze deutsche Patrioten« und eben auch Christen, die das Abendland gegen die »Islamisierung« schützen wollen. Man kämpft für ein christliches Weihnachten, Ostern und Deutschland, denn Muslime »fluten« das Land und wollen »dem Land die Scharia aufzwängen«.

Immer wieder sieht man auf den Demonstrationen ein leuchtendes Kreuz, welches von Teilnehmern vorweg getragen wird. Ein sakrales Symbol innerhalb einer eigentlich profanen Umgebung, denn weder PEGIDA, noch die sympathisierende AfD vertreten christliche Werte. Das Christentum wird zum Mittelpunkt eines eher atheistisch eingestellten Landstrichs erhoben und als eine Art Bollwerk gegen die »Gegner Deutschlands« missbraucht.

Die Gegner sind in diesem Fall: Muslime, Linke, Schwule und die »Lügenpresse«. Vaterlandsverräter und Gutmenschen eben.

Aber was ist es, dass besonders fundamentalistische Christen aus beiden Konfessionen diesem Kampf beitreten? Wieso glauben sie, dass ein unchristliches Verhalten plötzlich christlich wird?

Die Verbindung zwischen Rechtspopulismus und fundamentalistischem Christentum ist zwar ein eigenartiges Phänomen, dennoch nicht unbekannt. Diese »unheilige« Allianz existiert sowohl innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche, als auch in den verschiedenen Ausprägungen des protestantischen Glaubens (in und außerhalb Deutschlands).

Im Vorfeld hat deshalb die katholische Kirche in Deutschland verlautet, dass die AfD im Rahmen des Katholikentags 2016 nicht daran teilnehmen werden darf und auch nicht erwünscht ist.

Heute möchte ich von einer bekannten Gruppierung innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche schreiben. Eine Bruderschaft, die immer wieder im Streit mit Rom und dem Papst ist. Eine Gemeinschaft, die sich klar gegen die Reformen der Nachkriegszeit (2. Vatikanische Konzil) stellt und meint den »wahren Katholizismus« zu vertreten: Die Pius-Bruderschaft.

Die wohl berühmtesten klerikalen Rechtspopulisten sind die Pius-Brüder (die Pius-Bruderschaft entstand im Jahr 1970). Es handelt sich dabei um einen konservativen Zusammenschluss aus Katholiken, die immer mal wieder mit Rom im Clinch liegen.

Die Pius-Bruderschaft verabscheut die Religionsfreiheit, die Ehescheidung, die Homosexualität, die Gleichberechtigung der Frau, die Abtreibung, die Trennung von Staat und Kirche und die Aufklärung. Damit stellt sich diese katholische Gruppierung klar gegen das 2. Vatikanum und damit gegen die Lehrmeinung der katholischen Kirche.

Die Pius-Bruderschaft behauptet von sich selbst, dass sie den originalen Katholizismus leben und nur das Bekenntnis an Jesus Christus zum Heil führen kann.

Andere Religionen, besonders die beiden abrahamitischen Weltreligionen Judentum und Islam, sind in den Augen der Pius-Brüder keine Religionen, die das Heil bringen können:


Ökumenismus bezeichnet für den Modernisten die Suche nach einer weltweiten religiösen Einheit. Wie im Falle der Religionsfreiheit haben Katholizismus und Modernismus jeweils einen eigenen Ansatz zum Ökumenismus. Ihre verschiedenen Wege gründen in ihren divergenten Auffassungen der Wahrheit.

Der Modernismus glaubt, dass die religiöse Erkenntnis vom Individuum ausgehe und dort aus einem subjektiven Impuls des Bewusstseins oder des Unterbewusstseins entstehe. Für ihn sind alle Religionen gut und lobenswert, weil sie alle, auf je verschiedene Weise, den eingeborenen religiösen Instinkt des Menschen offenbaren und bestätigen. Folglich gibt es so viele verschiedene Verständnisse von Gott, wie es Menschen gibt. Als legitime Darstellungen des menschlichen Geistes verdienen sie alle gleichen Respekt und Anerkennung. Im gegenseitigen Dialog sollen sich darum die verschiedenen Religionen austauschen, einander kennenlernen und in Respekt und Frieden zusammenleben.

Die direkt von Gott offenbarte Religion

Auf der anderen Seite lehrt der Katholizismus, dass es eine wahre und direkt von Gott geoffenbarte Religion gibt. Nur die katholische Religion kann dauerhaftes Glück und wahren Frieden geben, nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen dem Menschen und Gott.Weil Gott will, dass jeder Mensch die von Ihm geoffenbarte Wahrheit kennenlernt, ist es die Pflicht der Kirche, die von Gott geoffenbarten Glaubensinhalte zu lehren und zu verbreiten – und die falschen Lehren zu verdammen – und so alle Seelen zum Heil zu führen.Der richtig verstandene Ökumenismus leitet den Katholiken an, Gottes geoffenbarte Wahrheiten zu verteidigen und die Bekehrung zur wahren Religion zu fördern, während der Modernist ohne Rücksicht auf die Wahrheit nach Dialog und Kompromiss strebt. 

Offizielle deutsche Internetpräsenz der Pius-Bruderschaft


Damit deklariert diese katholische Bruderschaft das Judentum und den Islam zu Irrlehren, die durch die katholische Kirche zum »wahren Glauben« geführt werden müssen.

Eine klare Opposition gegenüber der kirchlichen Lehrmeinung im Sinne des Nostra Aetate (= »In unserer Zeit«), eine Verlautbarung im Rahmen des 2. Vatikaums, welche nicht-katholische und nicht christliche Religionen behandelt.

In der offiziellen Erklärung zum Nostra Aetate der katholischen Kirche aus dem Jahr 1969 heißt es:


Einführung

1. In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren, erwägt die Kirche mit um so größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen steht. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, faßt sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.

Alle Völker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ (1); auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel. Seine Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse erstrecken sich auf alle Menschen (2), bis die Erwählten vereint sein werden in der Heiligen Stadt, deren Licht die Herrlichkeit Gottes sein wird; werden doch alle Völker in seinem Lichte wandeln (3).

Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?

Die verschiedenen Religionen

2. Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn.

Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage. In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder – sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe – zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen. So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.

Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.

Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat (4).

Deshalb mahnt sie ihre Söhne, daß sie mit KIugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.

Die muslimische Religion

3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.


Die jüdische Religion

4. Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist.

So anerkennt die Kirche Christi, daß nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden.

Sie bekennt, daß alle Christgläubigen als Söhne Abrahams dem Glauben nach (6) in der Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und daß in dem Auszug des erwählten Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist. Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, daß sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schößlinge eingepfropft sind (7). Denn die Kirche glaubt, daß Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat (8). Die Kirche hat auch stets die Worte des Apostels Paulus vor Augen, der von seinen Stammverwandten sagt, daß „ihnen die Annahme an Sohnes Statt und die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißungen gehören wie auch die Väter und daß aus ihnen Christus dem Fleische nach stammt“ (Röm 9,4-5), der Sohn der Jungfrau Maria.

Auch hält sie sich gegenwärtig, daß aus dem jüdischen Volk die Apostel stammen, die Grundfesten und Säulen der Kirche, sowie die meisten jener ersten Jünger, die das Evangelium Christi der Welt verkündet haben.

Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (9), und ein großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht angenommen, ja nicht wenige haben sich seiner Ausbreitung widersetzt (10). Nichtsdestoweniger sind die Juden nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (11). Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm „Schulter an Schulter dienen“ (Soph 3,9) (12).

Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige Synode die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist.

Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (13), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.

Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.

Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.


Universale Brüderlichkeit

5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: „Wer nicht liebt, kennt Gott nicht“ (1 Joh 4,8).

So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht.

Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, daß sie „einen guten Wandel unter den Völkern führen“ (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so daß sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15).                                                                                        

Erklärung Nostra Aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen 


Demnach ist es für die Kirche wichtig, dass alle Religionen und Glaubensrichtungen gleichermaßen beachtet und respektiert werden, wobei weiterhin Lehrmeinung der Kirche ist, dass allein Jesus Christus für das menschliche Heil sorgt und die Taufe dabei entscheidender Beginn bleibt.

Macht eine nicht vorhandene religiöse Toleranz eine Glaubensgruppe direkt zu einem  rechtspopulistischen Sammelbecken für religiöse Menschen?

Immerhin sind die Verlautbarungen der AfD gegenüber dem Islam und seinen Gläubigen auch nicht zimperlich. Sowohl bei den Pius-Brüdern, als auch bei der AfD fehlt es an einer gesunden und für das 21. Jh. nötigen Toleranz. 

Im Bezug auf die »Pflichten des Staates« äußert sich die Pius-Bruderschaft wie folgt:


Pflicht des Staates

Unzählige Religionen bestimmen das Leben der Menschen unserer Zeit und das Leben in der Gesellschaft. Manche von ihnen sind entstanden aus menschlicher Schwäche und Verblendung, andere aus der Täuschung.

Der Staat kann niemals fehlerhafte Religionen loben, fördern oder unterstützen. Manches Mal wird er falsche Religionen um des Friedens willen dulden und individuelle Missbräuche der Freiheit tolerieren müssen. Er hat jedoch immer die Pflicht die Anhänger der falschen Religionen dahin zu führen ihre Fehler einzusehen und sich zu dem einen, wahren Glauben zu bekehren. Allein die wahre Religion hat ein Recht darauf die Unterstützung des Staates zu genießen.


Der Text liest sich wie ein Traktat innerhalb der von den Rechtspopulisten immer wieder gefürchteten Scharia, oder?

Der Staat hat dafür zu sorgen, dass nur die einzig wahre Religion Unterstützung und Förderung erhält. In dem Fall handelt es sich aber nicht um den Islam (wie z.B. von deutschen Islamisten, um Pierre Vogel gefordert), sondern um das katholische Christentum.

Eine fundamentalistische Gruppierung fordert Intoleranz direkt vom Staat auszuüben, nämlich in Form von religiöser Bevorzugung. An diesem Beispiel erkennt man schon viel deutlicher, dass die Pius-Bruderschaft rechtspopulistische und vor allem antidemokratische Tendenzen aufweisen und ausdrücken.

Auch innerhalb der kirchlichen Debatte um die Homosexualität und die Homo-Ehe mischen die rechten Kleriker mit und äußerten sich im Jahr 2009 im eigenen Mitteilungsblatt »KURSIV« wie folgt:


»Wie stolz sind wir, wenn wir in einem Geschichtsbuch lesen, dass es im Dritten Reich mutige Katholiken gab, die sagten: „Wir machen diesen Wahnsinn nicht mit!“. Ebenso muss es heute wieder mutige Katholiken geben!«


Zwar wurde dieser unerträgliche Vergleich mit der NS-Diktatur von der katholischen Kirche in Deutschland scharf kritisiert. 

Wie die AfD und PEGIDA sieht sich auch die Pius-Bruderschaft als eine konservative Protestbewegung, die die Kirche bzw. im Falle der AfD / PEGIDA das Land »nur« vor schlechten Einflüssen, Entwicklungen und Entscheidungen bewahren will.

Die einen pöbeln dafür Montags »Wir sind das Volk«, die anderen singen Sonntags Gregorianisch für die Bekehrung der Welt und einer Rückbesinnung auf alte Werte.

Einen wirklichen Unterscheid zwischen Rechtspopulisten und rechten Klerikalen gibt es aber nicht.

Das kaum eine Trennlinie zwischen Rechtspopulisten, Rechtsextremen und Pius-Brüdern existiert, zeigen auch die sogenannten Pro-Life-Proteste (»Für das Leben«) in ganz Deutschland. Besonders in Saarbrücken bekommt  dabei die Pius-Bruderschaft, die diese Veranstaltung organisiert, zweifelhafte Unterstützung aus Kreisen der rechtsextremen Szene Deutschlands, sprich der NPD. Sowohl bekannte NPD-Politiker, wie Peter Marx (NPD-Lan­desvor­sitzen­der und Mit­glied im »Arbeit­skreis Chris­ten in der NPD«), oder Ger­hard Ambro­sius, aber eben auch namenlose NPD-Anhänger mit zweifelhaften Anliegen, marschieren gemeinsam mit den katholischen Pius-Brüdern gegen Homosexualität, Transgender, Abtreibung und Verhütung. Dabei ergibt sich ein Potpourri der braun-rechten Gesinnung, wobei man sich immer wieder fragen muss, wo da die christlichen Werte zu finden sind.

Vor allem der Antisemitismus und das theologische Pendant der Antijudaismus finden ihren besonderen Platz innerhalb der Pius-Bruderschaft.


»Es unterliegt keinem Zweifel, dass jüdische Autoren an der Zersetzung der religiösen und sittlichen Werte in den zwei letzten Jahrhunderten einen beträchtlichen Anteil haben.«            

Schrift der Pius-Bruderschaft aus dem Jahr 2000 [nach Aussagen des Mainz-Reports] 


Aussagen, wie:


Das jüdische Volk war einmal das auserwählte Volk. Bei seiner ersten Ankunft hat sich aber die Masse des Volkes dem Messias verweigert.


oder:


Und dieser furchtbare Fluch ist eingetroffen. Die Juden wurden aus ihrem Land vertrieben, vielmals abgelehnt und noch bis in unsere Zeit verfolgt.                                                                          

Februar-Titelgeschichte des »Mitteilungsblattes für den deutschen Sprachraum« 


zeigen ganz deutlich, wie die Glaubenswelt und auch die politische Einstellung innerhalb dieser Gemeinschaft strukturiert ist.

Die Juden sind für die Pius-Bruderschaft eine religiöse Gruppierung, die mit aller Macht und Notwendigkeit vom »rechten Glauben« überzeugt werden müssen, da sie nicht nur falsch liegen mit ihrer Theologie, sondern auch aktiv und bewusst Jesus Christus verstoßen haben.


Einmal wird die Barmherzigkeit Gottes auch über den Starrsinn und die Blindheit des jüdischen Volkes triumphieren.                                                                                                                          

Aus einer Verlautbarung der Pius-Bruderschaft Deutschlands 


Die offizielle Stellung der katholischen Kirche gegenüber dem Judentum fällt da viel freundlicher aus, denn für das Christentum ist das Judentum, also auch die theologische Heimat Jesu und seiner Apostel, die Mutterreligion und die Herkunft des Glaubens an den einen Gott, den Gott Israels. 

Der Holocaustleugner und eigentlich exkommunizierte Pius-Bruder Richard Bischof Williamson ist wohl einer der bekanntesten Vertreter der reaktionären und fundamentalistischen Gruppe. Er wurde dadurch bekannt, dass er in einem Interview im Jahr 2009 mit dem schwedischen Fernsehen (SVT) zum wiederholten Mal die Shoah geleugnet hatte (20 Jahre zuvor hatte er seine Thesen in Kanada veröffentlicht).

Williamson behauptete damals, dass es keine Gaskammern gegeben habe und höchstens 200.000 bis 300.000 Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten ermordet wurden.

Wenige Tage nach dem Interview nahm der damalige Papst Benedikt XVI die Exkommunikation von vier Bischöfen zurück, darunter befand sich auch Richard Williamson. Es entstand ein Eklat, welcher nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt behandelt wurde und für Schlagzeilen sorgte.

Durch diese Äußerung schaffte es Williamson die Pius-Bruderschaft mit seiner Haltung deckungsgleich mit anderen rechtspopulistischen und vor antisemitischen Gruppen zu machen. Mit Williamson verschwimmt die hauchdünne Trennlinie zwischen Rechtspopulismus und konservativ-rechter Theologie. Sowohl in den sozialen Netzwerken, als auch bei den Demonstrationen offenbaren viele AfD- und PEGIDA-Unterstützer, dass sie mit der Pius-Bruderschaft sympathisieren und sie als Partner im »Kampf um das christliche Abendland« sehen.  

Im Hinblick auf die kommenden Tage des Katholikentags 2016 in Leipzig bleibt zu hoffen, dass auch die rechts-konservative katholische Pius-Bruderschaft und ihre politischen Unterstützer aus AfD, PEGIDA, NPD und Co. thematisiert werden. In einer modernen katholischen Kirche (nach dem 2. Vatikanum) haben solche politischen, wie auch theologischen Ansichten nichts verloren.

Die Weltreligionen – Warum ist interreligiöses Lernen in einer pluralen Gesellschaft wichtig?

In Zeiten von IS, dem Gaza-Konflikt 2014, dem darauffolgenden modernen Antisemitismus, der islamkritischen PEGIDA, den in Deutschland agierenden Salafisten, der grassierenden Christenverfolgung in Nahost und dem Bremer Pastor Olaf Latzel, hat das interreligiöse Lernen es wahrlich schwer, vielleicht sogar noch schwerer als vor 14 Jahren (9/11); die auseinander dividierenden Themen sind zu zahlreich.

Das interreligiöse Lernen müsste doch insbesondere bei Vorurteilen Wunder wirken, denn anstatt nur über eine »fremde« Religion zu sprechen und vielleicht somit Stereotypen nicht unschädlich zu machen, versucht man im Unterricht die Pole zwischen Identität und Verständigung zu finden, genau dann wenn man interreligiöses Lernen im Unterricht anwendet. Dabei ist doch die Schule ein Treffpunkt für unterschiedliche religiöse und kulturelle Hintergründe, ein Segen für den Dialog müsste man meinen, aber vielleicht eben deshalb auch häufig der Tatort von Diskriminierung und Ausgrenzung. Im Sommer 2014 wurde die Tatsache, dass ein positiver interreligiöser Umgang nicht ausgeprägt genug ist, wieder deutlicher, nachdem der Konflikt im Nahen Osten einen neuen Höhepunkt erreichte und die Wellen der Empörung und Wut auch nach Deutschland kamen. »Hamas! Hamas! Juden ins Gas!« und »Kindermörder Israel.«, hallte es überall in den Großstädten Deutschlands und präsentierte im besonderen Maße auch einen großen Defizit im Dialog der Religionen. Dieter Graumann, damals noch Vorsitzender des Zentralrats der Juden, verwies in einem Interview mit der Rheinischen Post darauf, dass der Ausdruck »Jude« immer häufiger auch als Schimpfwort auf Schulhöfen verwendet wird. Wo liegt das Problem für diese neue Entwicklung im gemeinsamen Umgang, wenn wir doch im Kernlehrplan der christlichen und muslimischen Religionspädagogik das interreligiöse Lernen fest implementiert haben?

Wie schaut der interreligiöse Umgang in der katholischen Kirche aus und warum legt man insbesondere in der katholischen Religionspädagogik so viel Wert auf interreligiöses Lernen?

Am 28. Oktober 1965 wurde eine »revolutionäre« Erklärung vom Zweiten Vatikanischen Konzil veröffentlicht, die das Verhältnis der Kirche zu nichtchristlichen Religionen festlegte (Nostra Aetate); somit legte dieser Erlass auch einen, nach Auschwitz, besonderen Blick auf das christlich-jüdische Verhältnis.

Wenn man in den Katechismus der Katholischen Kirche schaut, wird einem auch bewusst, dass ein interreligiöser Umgang (darunter fällt auch das pädagogische Thema »interreligiöses Lernen«) nicht nur für den demokratischen Lehrer Pflicht ist, sondern auch für den Christen als religiöses Individuum. Unter der Überschrift »Die Kirche und die Nichtchristen« sind besonders die Punkte 839 und 841 evident für den Schulunterricht. Im Punkt 839 wird erläutert, wie die katholische Kirche zum jüdischen Volk und besonders zum Alten Testament steht; denn die Akzeptanz zum jüdischen Alten Testament war nicht immer so, so sah sich die damals noch junge katholische Kirche als Ablöser und Nachfolger des von Gott auserwählten israelitischen Volks und nahm somit die jüdische Theologie als »Sprungbrett« für das Neue Testament. Der Punkt 841 bezieht sich auf den Umgang mit dem Islam, der, wie das Juden- und Christentum auf den Gott Abrahams bezogen ist und daher ähnliche Vorstellungen von Barmherzigkeit und Eschatologie besitzt. Sollte es nicht gerade deshalb, weil Juden, Christen und Muslime viele Gemeinsamkeiten besitzen, normal sein ein gemeinsames interrelgiöses Lernen zu implementieren und auszuleben? Auch die pädagogische Entdeckung von nicht-abrahamitischen Religionen ist für die pluralistische Gesellschaft innerhalb Deutschlands wichtig.

Wenn wir einmal nach Japan blicken, fällt uns auf, dass der interreligiöse Dialog in Schule und Gesellschaft eine unverzichtbare Normalität entwickelt hat. In Japan koexistieren fünf religiöse Körperschaften: Der shintō (Weg der Götter), der Buddhismus (viele verschiedene japanische Schulen), der Konfuzianismus, das Christentum und shinshūkyō (die neuen Religionen); diese Religionen bilden, laut Prof. Dr. Florian Coulmas, die religiöse Identität Japans. Das didaktische Prinzip, was Prof. Dr. Hans Mendl »Lernen in den Räumen der Anderen« nennt, geschieht somit alltäglich in der pluralistischen Gesellschaft Japans und ist für den wirtschaftlichen, wie kulturellen Erfolg unverzichtbar.

Intreligiöses Lernen kann, wie auch die Ökumene, nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Weltreligionen auf Augenhöhe begegnen und aufeinander zu gehen; sei es im Schulunterricht, oder im alltäglichen Religions-Dialog.

Scharfmacher gibt es auf allen Seiten, besondere mediale Aufmerksamkeit genießen zur Zeit islamische »Hassprediger«, wie Abou Hamza (Pierre Vogel), Abou Nagie (Lies!-Gründer) und Abou Adam (Sven Lau). Diese Prediger, die besonders beliebt unter jungen Muslimen sind, repräsentieren einen sehr strengen Islam (wahhabitische Strömung) und lehnen jeglichen Dialog mit anderen Weltreligionen ab.

Der Koran wird von den Salafisten so ausgelegt, dass die Heilsbotschaft des Juden- und Christentums, oder sonst einer Religion, gänzlich verneint werden und der Islam über jede andere Religion gestellt wird; ein Dialog auf Augenhöhe entpuppt sich als unmöglicher Drahtseilakt.

Koranverse, wie:

»O ihr Leute des Buches, übertreibt nicht in euerer Religion und sagt über Gott nur die Wahrheit. Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von ihm. So glaubt an Gott und seinen Gesandten. Und sagt nicht: Drei- Hört auf, das ist besser für euch. Gott ist doch ein einziger Gott. Gepriesen sei Er und erhaben darüber, dass Er ein Kind habe.«

Sure 4, 170

lassen Hassprediger klar stellen, dass Jesus nicht Gotte Sohn sein kann und somit das Christentum als religiöse Gemeinschaft nicht dem göttlichen Heilsplan entspricht (das Christentum ein Irrglaube, wenn man nach den radikalen Islampredigern geht).

Der Reformtheologe Mouhand Khorchide, Professor der islamischen Theologie an der Universität Münster, sieht das anders und führt seit geraumer Zeit einen theologischen Konflikt mit Islamverbänden und Radikalen, weil dieser sich um eine zeitgemäße islamische Theologie bemüht; besonders interessant, da Herr Prof. Dr. Khorchide die Ausbildung zukünftiger Islamlehrer betreut. Seine Interpretation von Islam heißt Barmherzigkeit und er ist der Meinung, dass auch nicht-Muslime die Barmherzigkeit Gottes erfahren können, wenn diese in ihrem Leben Gutes tun; sein Ziel ist es, dass der Islam sich anderen Religionen annähert.

Und auch aus dem Christentum hat vor wenigen Tagen ein Pastor in Bremen für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Bremer Pastor Olaf Latzel (Evangelische St. Martini-Gemeinde Bremen) kritisierte den interreligiösen Umgang in Schule und Gesellschaft und prangerte den Synkretismus innerhalb des Christentums an.

Wer die Reliquienverehrung im Katholizismus als »Dreck« betitelt, Buddha als »fetten, alten Herrn« verunglimpft und das islamische Zuckerfest (ʿĪd al-Fitr) als »Blödsinn« abstempelt, der wirft das schulische interreligiöse Lernen und besonders die Ökumene der Religionen um Jahre zurück.

Abschließend kann man sagen, dass besonders für uns Christen im Bezug auf das interreligiöse Lernen, eine Bibelstelle explizit als Vorbild dienen sollte: Johannes 4, 9 – 10. Denn das aufeinander Zugehen ist fruchtbarer, als sich in Unkenntnis von einander zu entfernen.

Literaturverzeichnis:

Abdel-Samad, Hamed (2014): Der islamische Faschismus – Eine Analyse. Droemer Verlag. München.

Coulmas, Florian (2003): Die Kultur Japans – Tradition und Moderne. Auflage 2. C.H. Beck. München.

Der Katechismus der Katholischen Kirche. Oldenbourg Verlag. München. 2005.

Der edle Qur’an – Die ungefähre Bedeutung in der deutschen Sprache. Auflage 20. Lies-Stiftung. Köln.

Henning, Max (1901):Der Koran. Aus dem Arabischen übertragen und mit einer Einleitung versehen von Ernst Werner & Kurt Rudolph. Reclam Verlag. Leipzig 190; VMA-Verlag. Wiesbaden. 1979

Mendl, Hans (2011): Religionsdidaktik – Kompakt. Auflage 3. Kösel-Verlag. München.

Wolffsohn, Michael (2008): Juden und Christen – Ungleiche Geschwister, Die Geschichte zweier Rivalen. Patmos Verlag. Düsseldorf

Zenger, Erich (1995): Einleitung in das Alte Testament. Auflage 7. Kohlhammer Verlag. Stuttgart